Architektur in London
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Die Architektur in London schließt viele Architekturstile aus verschiedenen historischen Epochen ein. Der architektonische Eklektizismus Londons beruht auf seiner langen Geschichte, der kontinuierlichen Erneuerung, den Zerstörungen durch den Großen Brand von London (1666) und die deutschen Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg, in Großbritannien Blitz genannt, sowie der staatlichen Anerkennung privater Eigentumsrechte, die eine übergreifende staatliche Planung einschränkten. Dies unterscheidet London von europäischen Hauptstädten wie Paris und Rom, die architektonisch eine homogenere Gestalt aufweisen.[1] Londons Architektur reicht vom romanischen Keep des Tower of London, der großen gotischen Kirche der Westminster Abbey, der königlichen Residenz Queen’s House im palladianischen Stil, dem barocken Meisterwerk St. Paul’s Cathedral von Christopher Wren und der hochviktorianischen Gotik des Palastes von Westminster, dem industriellen Art Deco des Kraftwerkes Battersea Power Station bis zum Nachkriegsmodernismus von The Barbican Estate und dem postmodernen Wolkenkratzer 30 St Mary Axe, genannt „The Gherkin“.
Nach dem Rückzug der Römer aus Britannien im 5. Jahrhundert bestimmte der Grundriss der römischen Siedlung den Grundriss der sächsischen und mittelalterlichen Stadt. Dieser Kern Londons ist als City of London bekannt, während Westminster, das alte Zentrum der politischen Macht, im Westen liegt. Aufgrund der fast vollständigen Zerstörung der Stadt im Großen Brand von 1666 sind relativ wenige mittelalterliche Bauwerke erhalten geblieben, mit Ausnahme des Tower of London, der Westminster Abbey, des Palastes von Westminster, der Guildhall, des St. James’s Palace, des Lambeth Palace und einiger Gebäude im Tudorstil. Nach dem Großen Brand wurde London unter der Leitung des Barockarchitekten Sir Christopher Wren wieder aufgebaut und umfassend modernisiert, mit der neuen St. Paul's Cathedral als Herzstück.
Nach einer Phase dramatischer Expansion im 18. und 19. Jahrhundert erreichte London von 1831 bis 1925 seinen Höhepunkt als größte und bevölkerungsreichste Stadt der Welt und wurde zur Hauptstadt des Britischen Empire in seiner größten Ausdehnung und Macht. In dieser Zeit dehnte sich London weit über seine historischen Grenzen hinaus aus, absorbierte viele ehemals ländliche Siedlungen und schuf riesige Vororte. Die Stadt wurde durch die industrielle Revolution weiter verändert, da Infrastrukturprojekte wie die West India Docks, der Regent's Canal, Fernbahnhöfe wie die Paddington Station und das weltweit erste U-Bahn-System London zur herausragenden Stadt des Industriezeitalters machten. Nach erheblichen Zerstörungen während des Blitzkriegs im Zweiten Weltkrieg und einer Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs in der Nachkriegszeit ist London wieder eine globale Kultur- und Handelshauptstadt, wobei viele neue Entwicklungen zu seinem eklektischen Stadtbild beitragen.
Im Laufe der Geschichte Londons war die Höhe von Gebäuden größtenteils begrenzt. Diese Beschränkungen wurden in der Nachkriegszeit allmählich ausgehöhlt (mit Ausnahme derjenigen, die bestimmte Ansichten der St. Paul's Cathedral schützten). Seitdem sind Hochhäuser immer zahlreicher geworden, insbesondere im 21. Jahrhundert. Im Finanzviertel der City of London und in Canary Wharf, einem neuen Finanzviertel, das in den 1980er und 1990er Jahren im ehemaligen Londoner Docklandsviertel der Isle of Dogs entstand, gibt es mittlerweile zahlreiche Wolkenkratzer. Zu den jüngsten Hochhäusern gehören der Wolkenkratzer Tower 42 aus den 1980er Jahren, das radikale Lloyd’s-Gebäude von Richard Rogers, One Canada Square: das Herzstück des Canary Wharf-Viertels und 30 St Mary Axe (Spitzname „Gherkin“), das einen Präzedenzfall für andere neuere Hochhausbauten in ähnlicher High-Tech-Architektur darstellt. Renzo Pianos 2012 fertiggestelltes The Shard ist das höchste Gebäude in London und war es vor dem Brexit auch in der Europäischen Union. Derzeit (2024) ist es das achthöchste Gebäude in Europa.[2][3][4]
Seit 2004 findet Ende Juni das London Festival of Architecture statt und konzentriert sich auf die Bedeutung von Architektur und Design in London in der Gegenwart. Ein Viertel der britischen Architekten arbeiten in London, wo die meisten der bekanntesten Unternehmen ihren Sitz haben[5], darunter Zaha Hadid Architects, Norman Foster + Partners, Rogers Stirk Harbour + Partners, David Chipperfield und David Adjaye, die zu den international bekanntesten gehören. Das Wochenende der offenen Tür im September bietet jedes Jahr die Gelegenheit, Architektur zu besichtigen, die normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, von großen öffentlichen Gebäuden wie der Bank of England bis hin zu einigen modernen Privathäusern.